Hast Du schon einmal jemanden wütend mit Worten beschimpft oder im Vorbeigehen angerempelt? Für gewöhnlich sind diese Aktionen das höchste der Gefühle, wenn wir unserer Wut oder Frustration Raum schaffen wollen. Im Nachhinein bereuen wir es so reagiert zu haben und versprechen beim nächsten Mal die Ruhe zu bewahren. Doch wie würdest Du Dich fühlen, wenn Du auf jemanden mit Fäusten einschlagen, Rippen brechen oder gar Augenäpfel zerquetschen müsstest?
Sollte Dir bei diesem Gedanken unwohl werden, gehörst Du zu der Mehrheit der Bevölkerung, die eine körperliche Auseinandersetzung scheut und Gewalt vermeiden möchte. Das ist verständlich, wir lernen bereits als Kinder Konflikte nicht mit Gewalt zu lösen, sondern durch verbale Kommunikation zu klären.
Warum sich mit Gewalt beschäftigen?
Niemand, hofft jemals in eine Situation zu kommen, in der Gewalt angewendet werden muss, doch die Frage stellt sich dabei: Wärst Du bereit den Körper eines Angreifers zu zerstören, um Dein eigenes Überleben zu sichern?
Diese Frage stellt man sich nicht oft und eine realistische Antwort ist oft Nein. Als Selbstschutzinteressierter würdest Du gern glauben, dass Du in einem Notfall Knochen brechen könntest, doch die Realität sieht oft anders aus.
Während eines Angriffs, in dem es um Leben oder Tod geht, befindest Du Dich in einer akuten Stresssituation. Adrenalin wird in großen Mengen durch Deinen Körper gepumpt wodurch es Dir schwerfällt einen klaren Gedanken zu fassen. Du denkst vielleicht, dass Du alles tun würdest, um Dein eigenes Leben zu retten, doch die Scheu zur Gewalt lässt sich nicht auf Knopfdruck ausschalten. Du kannst die Angriffe Deines Gegners abwehren, doch für einen Sieg benötigst Du eine proaktive Aktion, die viel Mut erfordert.
In 90 % der Fälle lässt sich ein Konflikt vor dem Extremfall deeskalieren, doch im Ausnahmefall ist eine körperliche Auseinandersetzung nicht abzuwenden. Wenn es um Dein Überleben geht, musst Du bereit sein den Körper Deines Gegners zu brechen oder außer Gefecht zu setzen. Um diese Willenskraft aufzubieten, musst Du Dich bereits mit dem Thema Gewalt auseinandergesetzt haben.
Gewalt ist Teil des Alltags
Wenn Du denkst, Du bist vor Gewalt sicher, dann unterliegst Du einer gefährlichen Illusion. Gewalt kann jedem zu jederzeit passieren, da es auch jedem zu jederzeit zur Verfügung steht. Auch kein Training der Welt kann Dich gegen Gewalt immunisieren. Nur wenn Du Dir der Gefahr bewusst bist, hast Du eine Chance ihr auch zu entgehen.
Dabei solltest Du wissen, dass Gewalt immer von einem Subjekt ausgeübt wird und einem Objekt angetan wird. Das Subjekt geht dabei als der Gewinner hervor, denn es befindet sich in der Offensiven, während das Objekt immer der Verlierer ist. Willst Du gewinnen, so musst Du im Kampf das Subjekt werden, das Gewalt ausübt, nur so kannst Du die Täter-Opfer Rolle umkehren.
Angstbefreites Leben
Fragst Du Dich, ob Dich die intensive Beschäftigung mit Gewalt paranoid machen wird? Immerhin wirst Du lernen in vielen Situationen eine potenzielle Gefahrensituation zu sehen.
Ganz im Gegenteil, das Wissen um Gewalt richtet sich in erster Linie an die Befreiung von Angst im Alltag. Wenn Du weißt wie Du mit extrem gefährlichen aber auch höchst unwahrscheinlichen Situationen umgehen kannst, lässt Dich das mit mehr Selbstvertrauen Deinen Alltag bestreiten. Du erkennst erste Anzeichen einer Gefahrensituation und kannst Dich besser auf Deine Instinkte verlassen. Gewalt erkennen zu können, lasst Dich wissen, dass du ihr nicht hilflos ausgeliefert bist.
Gewaltbewusstsein erhöht die Wahrnehmung
Zu wissen was Gewalt bedeutet und deren Konsequenzen zu kennen, visualisiert Dir auch die Ernsthaftigkeit der Lage. Die Risiken körperlicher Auseinandersetzungen sind Dir bewusst und keine potenzielle Gefahrensituation wird von dir leicht genommen. Jede Art von Gewalt und jede Aktion, die sie provozieren könnte, kann Dich Dein Leben kosten und auf diese Wette willst Du Dich erst einlassen, wenn sie die Einzige ist, die Dein Leben rettet.
In meinen Kursen lernst Du keine schnellen Abfolgen von Verteidigungstechniken, die Dich wehrlos machen, falls du sie vergisst. Ich helfe einem ein Feingefühl für den Gegner zu entwickeln und sich mit alltäglichen Gegenständen zu verteidigen. Du lernst Dich in Gewaltsituationen hineinzuversetzen und durch Haltung und bessere Atmung bei Gefahr einen kühlen Kopf zu bewahren.
Was Selbstverteidigung nicht ist
Nur weil Du Dich mit Gewalt auseinandersetzt und Dich auch selbst schützen kannst, heißt das noch nicht, dass Du Gewalt gutheißen musst. In der Selbstverteidigung geht es darum, sich vor Angreifern zu schützen, und oft ist der beste Selbstschutz der Angriff. Doch Gewalt dient in der Selbstverteidigung immer nur als allerletztes Notfallmittel.
90 % der Konflikte können glücklicherweise oft durch verbale oder nonverbale Kommunikation geklärt werden. Denn trotz Deines Know-hows besteht nie eine 100%ige Gewährleistung Deiner Sicherheit. Trotz gelernter Selbstverteidigungstechniken ist es Dir nie garantiert, dass du als Sieger aus einem Kampf heraustreten wirst.
Wenn Du selbst zur Gewalt neigst
Hast Du selbst bereits körperliche Gewalt erfahren, kann es sein, dass sie Dir oft als guter Ausweg in Konflikte erscheint. Doch körperliche Gewalt ist nie eine Lösung, wenn Du wütend oder frustriert bist. Das passiert Dir besonders, wenn Du nie gelernt hast Deine Emotionen anders abzubauen oder es gewohnt bist Konflikte physisch auszutragen. Solltest Du an Dir selbst eine erhöhte Bereitschaft zur Gewalt beobachten, rate ich Dir in der Therapie Wege zu lernen mit Deinen Emotionen konstruktiv umzugehen.
Hier einige Beispiele wie Du aufgestaute Gefühle abbauen kannst:
- Entspannungstechniken wie ein Spaziergang in der Natur, Meditation oder Atemübungen
- Ein Plan B, der dir hilft Gewalt zu vermeiden wie den Raum zu verlassen oder Wut an einem Boxsack auszulassen
- Die Situation vermeiden, in der Du weißt, dass Du schnell in Wut gerätst
Aus moralischen Gründen sollte Gewalt nur im Notfall angewendet werden und ausschließlich zum Selbstschutz
Achte auf Deine Hemmschwellen
Deine Hemmschwellen bestimmen welche Handlungen akzeptabel sind und welche nicht, in einer Gefahrensituation kann die Scheu zur Gewalt zu einem Problem werden. Sie hält Dich davon ab Dein eignes Leben zu retten. Um diese Hemmschwellen im Notfall überwinden zu können, solltest Du Dich mit möglichen Gewaltszenarien auseinandersetzen und deiner Rolle darin. Nur so bist Du mental bereit, Deine gelernten Techniken auch tatsächlich anzuwenden.
Melde dich noch heute und lerne Gewalt im Alltag zu begegnen.