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„Zivilcourage kann trainiert werden“

Wer schon einmal eine Situation beobachten musste, bei der er das Gefühl hatte, eigentlich Hilfe leisten zu müssen, hat sich sicherlich schon einmal die Frage gestellt, ob es nun gute wäre einzugreifen oder nicht. Viele Menschen wollen zwar helfen, haben jedoch Angst, selbst in Gefahr zu geraten. Gewalt und Überfälle stehen jedoch leider bereits an der Tagesordnung und vielleicht ist man früher oder später selbst einmal betroffen und würde sich nach einer Hilfe sehnen. Aus diesem Grund ist es wichtig seinen Mut zusammenzunehmen und anderen Menschen in solchen Situationen zu helfen. Doch wie schafft man es nun richtig zu handeln? Gibt es ein paar Tipps und Tricks, die man beachten sollte? Oder reagieren die meisten Menschen einfach nur aus einem Instinkt heraus?

Zivilcourage haben!

Für ein harmonisches Zusammenleben ist ein freundlicher und höflicher Umgang mit unseren Mitmenschen essentiell. Es gibt jedoch Situationen, in denen es mehr als das braucht. Besonders wenn Menschen in Not sind und Hilfe brauchen sind Zivilcourage und Solidarität gefragt. Doch was genau bedeutet Zivilcourage eigentlich? Benötigt es dafür ein besonderes Training?

Zivilcourage bedeutet den Mut haben, unerschrocken seine Meinung zu vertreten und dann einzugreifen, wenn man ein Unrecht bemerkt. Dabei ist es vollkommen egal, ob es um Gewalt geht, eine Person bedroht wird oder beispielsweise Gegenstände beschädigt werden. Auch wenn ein Mensch beleidigt, belästigt oder diskriminiert wird, ist Zivilcourage gefragt. Dies bedeutet, dass Menschen gefragt sind, die den Mut haben in diesen Situationen einzuschreiten und dem “Opfer” beizustehen.

Dies kann jedoch schwieriger sein, als man es sich in der Theorie vorstellt. Die meisten Menschen würden ja gerne helfen, doch haben in genau solch einer Situation einfach zu viel Angst. In der Tat ist es nicht immer gut selbst einzuschreiten. Hierbei kommt es stets auf die Situation an, in der sich das Opfer (und man selbst) gerade befindet. Dennoch ist das einfache „Wegschauen“ keine Lösung und alles andere als richtig. Wer sich nicht traut einzuschreiten, sollte in jedem Fall Hilfe herbeirufen. Was viele Menschen nach wie vor nicht beachten: unterlassene Hilfeleistung ist strafbar, siehe:
https://dejure.org/gesetze/StGB/323c.html

Nicht nur auf die Polizei warten!

Rassismus, Überfälle, Diskriminierungen usw. lassen sich nicht von einem Tag auf den anderen aus der Welt schaffen. Dennoch ist es möglich mit kleinen Schritten dagegen anzukämpfen und anderen Menschen zur Seite zu stehen, wenn diese Hilfe benötigen. Es ist wichtig, dass Menschen nicht einfach zusehen oder sogar wegsehen, wenn sie ein Unrecht bemerken, ganz egal, um was es sich dabei handelt, sondern ihren Mut zusammennehmen und der betroffenen Person zur Hilfe eilen. So bleiben Opfer nicht ohnmächtig und Tätern wird die Kraft genommen.

Klar ist auch, dass das Einschreiten nicht immer leicht ist und in vielen Fällen sogar eine Selbstgefährdung wäre. Dennoch kann geholfen werden, indem:

– Man andere Personen anspricht und zur Mithilfe auffordert, denn eine Gruppe ist immer stärker, als eine Person im Alleingang!

– Sich die Täter genau ansieht und nicht einfach wegsieht. Somit kann der Polizei später eine genaue Täterbeschreibung gegeben werden und das Geschehene genau nacherzählt werden.

– Professionelle Hilfe geholt wird. (Feuerwehr, Notruf, Polizei, etc.)

– Die Opfer nicht im Stich gelassen werden, sondern in jedem Fall “Erste Hilfe” geleistet wird. Zudem ist es wichtig das Opfer eventuell zu trösten, mit ihm zu reden, zu beruhigen usw.

– Als Zeuge mitgeholfen wird und bis zum Eintreffen der Rettungskräfte wartet.

Besondere Trainings für Zivilcourage

Durch spezielle Training soll die eigene Zivilcourage gestärkt werden. Somit soll die eigene Sensibilität für zivilcouragiertes Handeln erhöht werden und das Verhaltensrepertoire auf verschiedene Arten erweitert werden.Zivilcourage und die gesellschaftliche Verantwortung, sollen durch solch ein Training wieder in den Mittelpunkt gerückt werden und bewusst gemacht werden. Die Faktoren, die dafür sorgen, dass man zivilcouragiert handelt bleiben dabei stets gleich, nur die Rahmenbedingungen ändern sich mit der Zeit.

Es ist also eine Tatsache, dass man sich die Sache mit der Zivilcourage tatsächlich ein wenig antrainieren kann. Wenn einem das Thema erst einmal bewusst wird und klar wird, wie wichtig es ist, sich nicht einfach umzudrehen und wegzusehen, bekommt man auch unbewusst einen anderen Zugang zu dem Thema und schreitet beim nächsten Mal vielleicht sogar ganz automatisch ein.

6 wichtige Regeln

Es gibt einige Regeln, die beachtet werden sollten, damit man Zivilcourage zeigen kann:

* Beobachten und Hinsehen
Viele Menschen vernachlässigen das genaue Beobachten heute und schauen lieber weg, um erst gar nichts sehen zu müssen. Daher lautet die Regel Nummer 1: Hinsehen!

– Streitet sich ein Pärchen öffentlich auf der Straße? Wird es dabei gefährlich?
– Belästigt ein Mann eine Frau?
– Geht ein Mann (oder eine Frau) zu grob mit einem Kind um?
– Versucht ein Mann ein Kind in sein Auto zu zerren? Handelt es sich dabei um das eigene Kind, das einfach nicht einsteigen will oder könnte mehr dahinter stecken?
– Stehen Jugendliche um eine Person herum und tauschen sich aus oder wird gerade ein Opfer beraubt?

Hinsehen bedeutet also, eine Situation mit all seinen Sinnen zu beobachten, damit man herausfinden kann, worum es dabei geht. Erst durch den genauen Überblick einer Situation kann auch eingeschätzt werden, was zu tun ist.

* Hilfe holen
Hilfe zu rufen ist ein wichtiger Punkt. Dennoch steht diese Hilfe nicht sofort zur Verfügung, sondern benötigt einige Zeit, bis sie zum “Tatort” kommen kann.

Vor allem Informationen wie:
– Wer und wo bin ich?
– Was ist geschehen?
– sowie eine kurze Beschreibung der Situation sollten den Rettungskräften sofort gegeben werden.

Diese Informationen können durch das genaue Hinsehen gegeben werden. Bevor der Anruf getätigt wird, sollte man zudem tief durchatmen und klar und deutlich sprechen. Es heißt also “Ruhe bewahren” und die Situation so gut es nur geht, schildern.

* Abstand halten
Die meisten Helfer, die selbst einen Schaden erleiden, haben stets zu wenig Abstand gehalten. Wer sich körperlich einmischt, kann davon ausgehen, selbst einen Schaden zu erlangen, denn die Aggression der Täter wird sich dadurch auch auf mich verlagern. Im schlimmsten Fall ergreift das eigentliche Opfer am Ende auch noch die Flucht und ich selbst hab keinen, der mir beisteht. Dann habe ich nichts gemacht, als das Opfer durch ein weiteres Opfer (mich selbst) ersetzt. Dies ist nicht Sinn und Zweck der Sache!

Die körperliche Einmischung in eine Situation, also das Festhalten, Zuschlagen, Wegziehen usw. sind immer nur die allerletzten Möglichkeiten, um dem Opfer seine Hilfe zu bieten. Besser ist es aus einer sicheren Entfernung zu agieren und wenn möglich das Opfer zu fragen, ob es Hilfe benötigt bzw. ob man die Exekutive rufen soll.

Wer sich in einen Dialog mit dem Täter begibt, sollte stets höflich und neutral bleiben. Ein respektvoller Umgangston und eine gewisse Distanz sollten eingehalten werden.

* Mitstreiter suchen
Auch wenn viele Täter nicht sehr aggressiv wirken oder eher klein erscheinen, kann die Situation schnell eskalieren. Aus diesem Grund sollte man sich Mitstreiter suchen, die mit einem zusammen gegen den Täter vorgehen.

Je mehr Menschen mir dabei sind, desto unwahrscheinlicher ist auch eine Eskalation. Die Situation kann somit meist positiver und einfacher beeinflusst werden, da der Täter einer größeren Gruppe gegenübersteht.

Die Mitstreiter sollten dazu direkt und bestimmt angesprochen werden. Viele Menschen warten nur darauf, bis eine andere Person die Initiative ergreift und wären sofort bereit mitzuwirken.

* Sich um das Opfer kümmern
Das Opfer ist nicht immer körperlich verletzt, dennoch sollte man mit dem Opfer sprechen, denn meist sind Betroffene traumatisiert oder befinden sich in einem Schockzustand. Eine vorhandene Verletzung kann zudem durch eine erhöhte Adrenalinausschüttung der betroffenen Person zuerst gar nicht bemerkt werden.

* Zeuge sein
Wer vor Ort ist und die Tat beobachten konnte, ist auch Zeuge. Die Details sollten daher gut eingeprägt werden und diese später dann der Exekutive mitgeteilt werden. Bis der Rettungsdienst eingetroffen ist, sollte man beim Opfer bleiben.

Günther Pfeifer - Dein persönlicher Trainer
Mein Name ist Günther Pfeifer und ich biete Selbstverteidigungskurse, Gewaltprävention und Personal Training an. Für alle Bereiche bin ich ausgebildet und zertifiziert. Darüber hinaus verfüge ich über einen umfangreichen Erfahrungsschatz aus einer langjährigen Berufspraxis.